Polyptichon Apokalyptische Reiter

Aufbau: Mittelstück in der Mitte (natürlich) dann die vier apokalyptischen Reiter in der Reihenfolge ihres Erscheinens nach dem Bibeltext in der Reihenfolge links innen, links aussen, rechts innen, rechts aussen.

Zum Polyptichon

Ich will hier keine Deutung für die Bilder anbieten, weil ich denke, daß die Interpretation für eine Bilde jedem Betrachter selbst überlassen bleibt.
Dieser Text enthält nur ein paar allgemeine Fakten über die Bilder an sich und einige kleine Überlegungen, die dahinterstehen.
Ich entschuldige mich, wenn manches etwas trocken wirkt ;-)

Was ist ein Polyptichon?

Polyptichon (von griechisch 'poly' = 'viel') sind mehrteilige Altarbilder, die normalerweise in Form eines Tryiptychons (von girechisch 'tri' = drei) am bekanntesten sind. In der traditionellen dreiteiligen Form kennt man sie mit einem Mittelstück und jeweils einem Flügel zu dessen Seiten. Diese Altarbilder wurden meist nur an hohen kirchlichen Feiertagen vollkommen aufgeklappt und in ihrer ganzen Pracht dem Betrachter zur Schau gestellt. Oft handelte es sich bei den Arbeiten um reich verzierte Gemälde, die mit geschnitzen und sogar vergoldeten Rahmungen versehen waren.
Polyptichone haben meist eine ungerade Anzahl von Tafelbildern, weil sich um das mittlere Bild eine gerade Anzahl von Seitenflügeln mit Motiven gruppieren. Alles, was über die bekannte Zahl der drei Bildteile hinausgeht, wird der Bequemlichkeit halber als Polyptichon bezeichnet.

Die Motive

Die Motive zeigen auf den vier Flügeln die vier apokalyptischen Reiter in der Reihenfolge ihres Erscheinens im Neuen Testament. Allerdings sind die Darstellungen ohne die üblichen Symbolzusätze, wie man sie vielleicht von anderen Darstellungen der Vier Reiter kennt. Beispielsweise reitet der Fahle Reiter (Tod) ein Skelettpferd und ist selbst ein Knochenmann mit Sense.
Das Mittelstück ist eine Allegorie Gut gegen Böse, zwei Engel in Schwarz und Weiss, die eine Erdkugel flankieren, und darunter die alten Symbole von Unschuld und Hochmut, Einhorn und Pfau.

Da ich mich bei den vier Reitern an Figuren einer Anime-Serie orientiert habe (Weiss Kreuz), lag es nah, aus den vier Hauptfiguren Fujimiya Aya, Hidaka Ken, Kudou Youji und Tsuikyono Omi die Reiter zu machen.
Das hat zum einen mit dem Thema der Serie zu tun, zum anderen mit der interessanten Zahl vier, die sich zufällig mit der Zahl der apokalyptischen Reiter deckt.

Als Randnotiz möchte ich hier anmerken, daß es im Japanischen zwei Begriffe für die Zahl Vier gibt, von denen eine nur ungerne benutzt wird.
Es handelt sich um die Worte 'shi' und 'yon', wobei das Wort 'shi' gleichzeitig noch für den begriff 'Tod' stehen kann. Daher gilt die Zahl Vier als ungünstige Zahl.
Allerdings unterscheiden sich die Symbole für beide Begriffe erheblich, daß es in geschriebenen Texten zu keiner Verwechslung kommen kann.

Shi (Tod)
Yon (Vier)

Da die Motive aus einem japanischen Anime stammen, fand ich diese Zahlenparallele sehr interessant - gerade im Zusammenhang mit der Anzahl der apokalyptischen Reiter.

Zum Inhalt der Serie kann ich kurz anmerken, daß es sich bei den vier Männern um vier Assassinen handelt. Wer sich für die Serie selbst interessiert, und nachforschen will, findet dazu sehr reichliches Material im Internet...
Die Bibelzitate zu den Bildern

Die Bilder sind alle mit Zitaten von Bibeltexten versehen, die aus der Lutherbibel von 1534 entnommen wurden. In der Reihenfolge der Erwähnung der apokalyptischen Reiter finden sich also folgende Textpassagen:

Reiterpassagen aus Der Offenbarung des Johannes - 'Die Dritte Figur'

Weisser Reiter - Youji (innen links):
Und ich sahe/ das das Lamn der Siegel eines auffthat/ und ich höret der vier thier eines sagen/ als mit einer donnerstimm/ Kom und sihe zu. Und ich sahe/ und sihe/ ein weis pferd/ und der drauff sas/ hatte einen bogen/ und im ward gegeben eine krone/ und er zog aus zu überwinden/ und das er sieget.


Roter Reiter - Ken (aussen links):
Und da es das ander siegel aussthat/ höret ich das ander thier sagen/ Kom und sihe zu. Und es gieng eraus ein ander pferd/ das war rot/ und dem der drauff sas/ ward gegeben den fride zu nemen von der erden/ und das sie sich unternander erwürgten/ und im ward ein gros schwerd gegeben.


Schwarzer Reiter - Aya (innen rechts):
Und da es das dritte siegel auffthatet/ höret ich das dritte thier sagen/ Kom und sihe zu. Und ich sahe/ und sihe/ ein schwartz pferd/ und der drauff sas/ hatte eine wage inn seiner hand. Und ich höret eine stim unter den vier thieren sagen/ Ein mas weitzen und ein groschen/ und drey mas gersten und einen groschen/ und dem öle und wein thue kein leid.


Fahler Reiter - Omi (aussen rechts):

Und da es das vierde siegel auffthat/ höret ich die stim des vierden thieres sagen/ Kom und sihe zu. Und sihe ein falh pferd/ und der drauff sas des name hies Tod/ und die hölle folgete im nach/ Und inen ward macht gegeben zu tödten/ auff den vier örten der erden/ mit dem schwerd und hunger/ und mit dem tod durch die thiere auff erden.


Mittelstück - Schwarzer und Weisser Engel:

Aus der Offenbarung des Johannes - 'Die Sechzehend Figur'
Und es erhub sich ein streit im Himel/ Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen/ Und der Drach streit und seine Engel/ und siegeten nicht/ auch ward ihre stete nicht mehr funden im Himel/ Und der gros Drach/ die alte Schlange/ die da heisst der Teuffel und Satanas/ ward ausgeworffen/ der die gantze welt verfüret/ und ward geworffen auff die erden/ und seine Engel wurden auch dahin geworffen.


Technisches

Die Bilder wurden allesamt als Rohrender innerhalb von Poser 5 gerendert und später mit Photoshop nachbearbeitet. Mit Hilfe von verschiedenen Layern wurden Gras und Bäume samt Himmel eingefügt, später der Rahmen drumherum gezogen und das Pergament mit den Bibelzitaten dazu gesetzt.

Pferde mit Sattel und Zaumzeug sowie Reiter mit ihrer Kleidung sind gerendert. Haare an Reitern und Pferden (Mähne und Schweif) wurden später noch hinzugefügt.

Quellen
Anime-Serie Weiss Kreuz, by Kojasu Takehito and Project Weiß, 1998
Vollständige Faksimlierte Ausgabe der Luther-Bibel von 1534, Taschen-Verlag, 2002